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Das 1000-Meilen-Fieber breitet sich aus
Rheinhessen-Rallye auf der Mille Miglia 2003
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Zum ersten Mal waren beim jährlichen "Betriebsausflug" zur Mille mit Homepage-Mann Markus Meder und seiner Freundin Heike Skolik auch zwei Nichtinfizierte mit an Bord, genauer: am Steuer einer weißen Alfa Giulia Baujahr 1971. Begleitet wurden sie von Frank Bernhardt und Doris Michel in ihrem orangen Lotus Super Seven und Markus Frieauff im Alfa Spider. | ![]() ![]() |
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Die erste Etappe durch die Alpen erwies sich schon als ein wenig beschwerlich. Nach einer ersten Kurvenheizerei glücklich auf dem Julierpaß angekommen, stand die Truppe dort vor einem geschlossenen Cafè...schlecht organisiert, diese Veranstaltung...;-) |
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Über den Umweg eines Eiscafés am Iseo-See ging es am nächsten
Tag nach Brescia, wo wir in aller Ruhe die Abnahme der Teilnehmerfahrzeuge
begutachteten. Markus und Heike stiessen die ersten begeisterten Aufschreie
aus - das Projekt "Infizieren" scheint zu gelingen. |
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Und auch wenn wir nicht zu den Promis bei der Mille zählen - einige kennen uns dann doch und begrüßen uns freudig: Jorge Ferreyra-Basso etwa, Maler zahlreicher bekannter Rallye-Plakate, langjähriger Mille- und Rheinhessen-Rallye-Teilnehmer, oder Peter Steinfurth, Chefredakteur der "Oldtimer Markt", der peinlich berührt eingestand, während der Rheinhessen-Rallye in Urlaub zu sein - "aber berichten tun wir, ist doch klar!" | ![]() ![]() |
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Kaum bei der Mille angekommen, teilte sich die kleine Truppe schon wieder: Frank und Doris machten sich auf den direkten Weg nach Ferrara, um an einem Abenddinner für die Mille-Teilnehmer teilzunehmen (Ha, von wegen nicht prominent, gell?). Dort erlebten sie dann eine mehr oder weniger mitreißende Ansprache des Bürgermeisters, eine Modenschau, eine Topolino-Vorführung, ein nettes Abendessen und...ach ja, auch eine Menge Mille-Teams. Nur zum Plausch mit Jochen Mass war keine Zeit...sorry, Jochen!
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Die restlichen drei machten in Verona Station, um direkt am Kolosseum die Autos bei der Zeitnahme zu beobachten. Was doch erheblich Zeit nahm - das Übernachtungsquartier in Argenta wurde erst gegen drei Uhr morgens erreicht. Aber der Nachtportier grinste nur, kennt er doch diese Ankunftszeit von jedem Besuch des Rheinhessen-Rallye-Teams. Stop, vor dem Insbettfallen noch ein Tipp für den Neuling Markus: stell die Giulia nicht unter die Linden, die so dekorativ vor'm Haus stehen. Sonst bist du morgen sehr dekorativ mit Waschen beschäftigt, und die Mille braust davon... |
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Freitag: prima tappa (zu deutsch: prima Etappe?) "Uno, due, prova" - mit diesen vertrauten
Worten beginnt der nächste Mille-Tag. Der Streckensprecher scheint
neben dem Bett zu stehen, tatsächlich fahren die Autos aber vor dem
Hotel vorbei. Also raus aus den Federn, schnell ein Croissant und einen
Cappuccino verschlungen, dann darf Heike noch etwas die Brasilienflagge
schwenken (die Kenner nicken lächelnd...), während die beiden
Marküsse Ölstand, Wasser und andere Kleinigkeiten kontrollieren.
Und weiter gehts, inmitten von Bentleys, Mercedes SSK, Alfa C6 2300 und
anderen Raritäten Richtung San Marino.
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Derweil erlebt Markus in der Giulia auf der langen Geraden bis Ravenna seine erste Lektion in Sachen "Mille-Fahrkultur": kein Durchkommen im Berufsverkehr? Ba, mache einfach dritte Spur auf, fahre durss, isse keine Problem...Und wirklich: was in Deutschland wütende Proteste und Anzeigen zur Folge hätte, wird hier sportlich-begeistert toleriert: Vai, vai!! winken sogar die Politessen auf den Kreuzungen. Nach einigen Kilometern Irritation beginnen Markus und Heike sich daran zu gewöhnen, während Markus F. schon lange in seinem Metier ist und vorneweg braust. | ![]() ![]() |
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Da hat die
scheinbar hundert Kilometer lange Gerade plötzlich ein Ende, es geht
über einen kleinen Hügel und eine Kreuzung mit begeisterten Polizisten,
die den Querverkehr stoppen - und plötzlich brechen wilde Kurven an,
auf denen sich die schmale, kleine Landstraße wie verrückt durch
die Hügel windet. DAS ist die wahre Mille - zurückschalten, Lenkrad
festhalten, und los! Auch wenn man nicht schneller fährt als 90 oder 100, kommt es einem doch vor wie ein heisses Rennen. Und wenige Kilometer später wird es das auch: da beginnt die gut ausgebaute, kurvige Auffahrt nach San Marino |
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Markus beisst sich mit dem Spider an einem Teilnehmer
in einem offenem Maserati fest und "verfolgt" ihn unnachgiebig durch die
Kehren. Die Beifahrerin dreht sich in den folgenden zehn Minuten immer öfter
um. Leider konnte nicht befriedigend geklärt werden, ob sie dabei dachte: a) "Was ist das denn bloß für ein irrer Sound, der da von hinten kommt? Ist das dieser Jochen Mass?" oder b) "Hm, ok, unser Auto ist teurer, aber bei dem da gibts wenigstens nen Schminkspiegel!" oder c) "Mamma mia, wer ist dieser gutaussehende Ragazzo in dem Alfa da hinten? Kann ich bitte umsteigen? |
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Markus und Heike liessen es in der Giulia ein wenig ruhiger angehen - zunächst zumindest. Dann zeigte Markus, daß er schon infiziert ist und gab ebenfalls Gas. Später meinte er: "Mann, das war geil - dran bleiben heisst die Devise..." Zur Belohnung winkte der Streckenposten am Stadteingang die Giulia auch nicht auf die linke Spur, die die Begleitfahrzeuge um die Stadt herumführt - sondern nach rechts, zu den Teilnehmer-Autos. Was für ein Mille-Debüt für die beiden! Letzte verunsicherte Blicke zu Markus F. im schwarzen Spider, aber der winkte nur grinsend: "Fahr zu, Kollege, viel Spaß!" |
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Hinter der Stadt gabelte er die begeisterten "Neulinge" dann wieder auf, und wenige Meter später steht auch der orange Seven von Doris und Frank am Straßenrand - die Helden sind wieder vereint. Bei der nächsten kurzen Trennung gestaltet sich das schon schwieriger: Frank und Doris warten auf die beiden Alfas und postieren sich schlauerweise auf einer Kurvenaussenseite, um rechtzeitig winken zu können. Der Spider fliegt heran, mit Heike auf dem Beifahrersitz. He, waren da nicht Frank und Doris? - Ja, sollen wir winken oder die Kurve schaffen? - Die Kurve, die Kurve!! Und Markus Meder, der hinter uns her fuhr, war so sehr im Rallyefieber, der sah nix ausser Straße und Spiderauspuff...wie, wo standen die? |
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"The race" von Yello. Vroooom...Kurz darauf entdecken
wir einen 328er BMW mit Kühlwasserproblemen, aber im Vergleich zu dem
wunderschönen Alfa 8C Superleggera daneben ist das Pillepalle. Denn
die rote Schönheit fotografieren wir hier ohne unser Wissen letztmalig
in voller Pracht. Nur wenige Kilometer später lässt der Fahrer
es zu forsch angehen und trifft sich mit einem anderen Teilnehmer - mit
beiderseits deutlichen Karrosserieschäden. Zum Glück wurde niemand
verletzt, wie auch bei dem Unfall des Ferrari 250 SWB kurz darauf. Wie?
Na gut, die italienische Seele...
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Anschließend liessen wir die Teilnehmer alleine weiter Richtung Assisi fahren und orientierten uns westwärts. Ziel war Pienza, ein besonderes Kleinod auf einem Hügel im Orciatal südlich von Siena. Dort verbrachten wir eine geruhsame Nacht und erwarteten am kommenden Morgen in aller Ruhe die Ankunft der Teams. Davor hatte der Herrgott aber noch ein üppiges Gelage in einem der nettesten Restaurants Pienzas gesetzt - und die Frage der Kellnerin, ob wir noch einen Absacker trinken möchten, endet dann merkwürdigerweise damit, daß die Flasche Vin Santo und die Flasche Grappa gleichermaßen auf unserem Tisch zu stehen kommen...na dann: Salute! |
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Samstag: Sonnenaufgang über Pienza - mit
sonorem Sound
Morgens um zehn schlendern wir an die Mauerbrüstung,
die sich um die Westseite von Pienza zieht. Anders als den Bildungstouristen
geht es uns aber weniger um die goethe-würdige Aussicht, die sich dort
über das gesamte Orciatal bietet. Das heisst, schon, aber genauer: um
die weiße Schlangenlinie, in der sich die Straße an den Ort
heranwindet, und um die Frage, wann man dort kleine Punkte entlangflitzen
sieht, die mit jeder Kurve größer und vor allem lauter werden.
Dank diverser Ferngläser ist es bald soweit: "Sie kommen! Sie kommen!
Während die Bildungstouristen noch nachzuschlagen versuchen, ob jetzt
von den Etruskern oder den Römern die Rede ist, spurten die ersten Mille-Fans
schon zur schmalen "Hauptstraße", durch die die Teams im Schritt-Tempo
fahren. Zeit genug auch für uns, die Brasilienflagge ausgiebig zu schwenken,
die seit Jahren bei keiner Mille Miglia fehlt und regelmässig Wiedererkennungs-
und Begrüßungsrufe der Teilnehmer auslöst.
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Aber der Fahnengruß scheint nicht im Sinn des Herrn zu sein, der da hinter uns steht und für seine Videokamera gern ein unverstelltes Bild haben will...schließlich muß er den Studienratskollegen zuhause doch mal diese alten Autos zeigen, die da rumfuhren. Mit lässig hingeschleuderten italienischen "was-kümmerts-mich"-Bemerkungen und der entsprechenden Handbewegung weist Markus F. den Protest zurück, so daß sogar seine Frau sagt: "Laß doch gut sein! Du musst doch auch nicht alles filmen, genieß doch lieber mal was!" Complimenti, Signora! |
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sondern auch einer der wüsteren Sorte
hinterm Lenkrad. Da haben die "jogging bodyguards" bestimmt keinen Grund
zur Freude... Zum Glück bleiben solche Promi Begleiterscheinungen die
Ausnahme. Gianna Nannini (Rocksängerin / Schwester des Alfa Werksfahrers
Alessandro), Oliviero Toscani (Benetton Skandal-Fotograf) oder Lucio Dalla
(einer der berühmtesten Liedermacher/I) treten hier wie Du und Ich
auf, geniessen das Bad in der Menge u. geben sogar Autogramme - vorausgesetzt,
das versaut nicht die Zwischenzeit... |
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Wir reihen uns wieder ein und düsen mit dem Feld den wohl schönsten Streckenabschnitt Richtung Siena. Hinter Buonconvento, wo die Mille Mittagspause macht (die Teams sind immerhin schon um 7 Uhr morgens in Rom losgefahren), halten wir am Tor einer nobel wirkenden Villa erneut an, um den Teams zu winken. Nachdem wir einige Minuten die vorbeifahrenden Autos gegrüßt haben (natürlich auch mit der Brasilienflagge...) und diese begeistert zurückhupen, öffnet sich das Tor zur Villa und der Hausherr kommt, modisch gekleidet, auf einem Quad-Bike heruntergerollt. Schließlich muß man mal nach dem Rechten sehen, und 100 m sind nun wirklich zuviel für den Signore...Einige Minuten bleibt er begeistert stehen und bestaunt die Klassiker, die da vorbeisausen und den komischen Leuten am Straßenrand winken. Dann besinnt er sich, wendet das Quad und verschwindet wieder - nicht ohne kurze Zeit später mit dem Sohnemann zurückzukommen, der grade mal 2 oder 3 Jahre alt sein dürfte. Guarda, Bambino, una Ferrari! |
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- Na prima, Glückwunsch! Aber schließlich
finden wir es doch, Markus erinnert sich an der richtigen Kreuzung, auch
wenn's hier keine Italienischlehrerin gibt. Sein Namensvetter dagegen verpasst
fast die entscheidende Abzweigung - nur gut, daß der Polizist aufpasst
und ihn mit der Trillerpfeife noch energisch auf die Linksabbiegerspur kommandiert... Nach dem Bestehen dieser "Sonderprüfung" geht es dann zum Höhepunkt der Mille, zumindest was deutsche Fans angeht: dem Passo della Futa. Hier stehen jedes Jahr Tausende, ein Bild wie bei der Tour de France, nur daß bei der Mille nicht gedopt wird - und trotzdem geht alles schneller. |
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Wir kurven begeistert durch die Serpentinen und
denken jedesmal nach einer schönen Stelle: "Ach, Mist, da hätten
wir uns eigentlich hinstellen können!" Plötzlich überholt
uns mit Riesenkaracho ein (anderer) Super Seven, was Doris nur trocken kommentiert:
"Tja, so gut kann's laufen, wenn vorne frei ist, gell!"
Unter den zahllosen Fans am Futa ist auch ein deutscher Alfa GTV-Fahrer, den wir ziemlich glücklich machen. Er steht am Straßenrand und wartet auf Teilnehmer, als er plötzlich den Alfa Spider um die Ecke rutschen sieht. Sichtlich angetan hält er den Daumen hoch und strahlt - aber dann fällt ihm vor Begeisterung die Kinnlade runter: hinter dem Spider kommt, nicht weniger spektakulär, die Giulia angedriftet (Markus M hat sich sichtlich akklimatisiert), und das bringt unseren Alfisti nun völlig aus dem Häuschen, er jubelt ohne Ende... |
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Sonntag: Arrividerci Mille - das Fieber bleibt! Am Sonntag trennen sich unsere Wege endgültig. Frank und Doris drehen ihren Seven wieder Richtung Süden um und bleiben noch einige Tage in der Toskana, wir übrigen drei nehmen Kurs auf den Gardasee, um dort nochmal Station zu machen und anschließend die Alpen erneut zu überwinden. Nach dem Cafè auf dem Julierpaß gucken wir schon gar nicht mehr... |
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Markus M und Heike zeigten sich nach der Ankunft
zuhause nicht nur von der Mille, der einzigartigen Atmosphäre und
den Autos begeistert. Auch die Giulia hatte ihre Wirkung nicht verfehlt...und
so dauerte es kaum drei Wochen, da sah man Markus schon mit Namensvetter
Markus F. gemeinsam von Alfahändler zu Alfahändler tingeln, unter
Giulias und Bertones kriechen und fachmännische Gesichter machen,
um den Preis zu drücken. Ende Juni war es dann soweit: eine Giulia
1300 Super war gefunden, in "rosso amaro" und hervorragendem Zustand. Bei
der zweiten Testfahrt war Heike mit dabei und gab ebenfalls ganz begeistert
ihr Placet. Also, bitte einpacken! Somit wäre die selbstorganisierte
Mitfahrt bei der Mille Miglia 2004 schon so gut wie sicher. Die weiße
Giulia wird dann vielleicht von anderer Hand gesteuert - aber Vorsicht: Giulia
macht süchtig, und Mille Miglia sowieso! |